Wieso eigentlich "Feel free to be free"?

Der Name unserer Webseite kam einfach irgendwann angeflogen :) - es kommt auf's "feeling" an, alles andere ergibt sich dann daraus...

 

Das Thema der selbstbestimmten Bildung war für mich zunächst ein echter, persönlicher Stolperstein: In die Schule muss man doch, das ist einfach so, ohne Bildung wirst Du nix, ohne Abschluß wird nix aus Dir... usw. usw. Irgendwie war es total selbstverständlich, dass Kinder und Jugendliche "da durch" müssen, musste ich ja auch. Ausserdem ist das in Deutschland Gesetz, da kann man nicht dran vorbei, das ist gut und richtig so.

Doch ich sah an meinen Kindern, dass irgendwas da nicht gut und richtig sein konnte...

Meinem jüngsten Sohn habe ich jahrelang versucht, zu erklären, die Schule, das sei "sein Job", da müsse er hin. Kreuzunglücklich fragte er mich vor Jahren, als er mal frei hatte und mich auf meine damalige Arbeitsstelle im offenen Treff einer Familienbildungsstätte begleiten durfte, wo es ein gemeinsames Frühstück gab, wie es sein könne, dass ich einen so tollen Job hätte und er einen so doofen (für den er noch nicht einmal Geld bekäme). Natürlich musste ich ihm eine Erklärung schuldig bleiben... Im Nachhinein bricht mir dabei fast das Herz: "Sohn, das ist Dein Job, Du hast keine Wahl."

Aber haben die Kinder wirklich keine Wahl? Nach deutschem Gesetz haben sie nicht das Recht, eine Wahl zu treffen, haben nicht das Recht, sich gegen etwas als Zwang und Unglück empfundenes zu entscheiden, haben keinesfalls das Recht, "NEIN" zu sagen.

Es hat lange gedauert, bis mir diese Ungerechtigkeit so richtig bewusst wurde, aber als es dann soweit war, war es, als brächen alle Dämme. - Wer setzt sich freiwillig einer Situation aus, die unzufrieden macht, die krank macht? Erwachsene können Situationen verändern, die ihnen nicht passen, aber Kinder sollen nicht das Recht darauf haben? Und das bestimmt der Staat?

"Feel free to be free" - wenn man erkennt, dass man selbst die höchste Gestaltungsvollmacht für sein Leben hat, dann ändern auch Gesetze nichts an der Grundeinstellung, dass man, dass jeder in erster Linie eines ist: Ein freier Mensch. Dann kann man suchen und stöbern und graben, bis man einen Weg findet, sich aus der Zwangslage zu befreien. Aber erst muss es im eigenen Kopf "Klick" gemacht haben, muss die Automatik der Programmierung, die man im Laufe des eigenen Lebens durchlaufen hat, aufgelöst werden.

 

Auf dem Weg, einen für uns passenden Weg zu finden, war mir meine Krankheit, eine chronische Borreliose, erst kurz zuvor erkannt, ein weiteres Hindernis. Wie sollte ich fähig sein, wochen- und monatelang ein Wohnmobil zu fahren, die Reisestrapazen zu überstehen, Kinder und Hunde dabei zu versorgen und den Kindern dabei möglichst noch neue Eindrücke zukommen zu lassen? Mein Alltag wurde zu diesem Zeitpunkt von Fatiguesyndrom, Sehstörungen, starken Schmerzen, Koordinationsstörungen in den Beinen u.v.m. bestimmt und sah so aus, dass ich mitunter nicht fähig war, zu laufen, Auto zu fahren, zusammenhängend zu sprechen, gelesene Texte zu verstehen und den größten Teil des Tages erschöpft auf dem Sofa liegend verbrachte.

Es erschien nahezu unmöglich, ein paar Monate später den Zustand soweit verbessert zu haben, dass unsere Pläne möglich sein würden. Ich wartete sehnlichst auf Erfolge der intensiven Antibiose und recherchierte und plante in der Zeit einfach stur weiter, in Richtung Wohnmobilreisen und in Richtung alternative Behandlungsmethoden. Allmählich stellten sich erste gesundheitliche Verbesserungen ein. Und wir konnten die Tour tatsächlich fahren, auch wenn es zeitweise unglaublich anstrengend war, aber es war MÖGLICH.

"Feel free to be free" - nicht immer sind die Ausgangsdaten optimal, dennoch kann man immer noch etwas draus machen. Wichtig ist, stets nach Wegen zu suchen, selbst wenn sie abwegig erscheinen, sich nicht mit einer Sackgasse zufrieden zu geben.

 

Ich bin sicher, dass noch viele weitere Hindernisse auf uns warten, momentan z.B. ein kaputtes Wohnmobil und eine Hundeschar, die diese Art zu Reisen ein bisschen zu einem Spießrutenlauf gemacht hat, was für alle Beteiligten stressig war. Das sind beides Herausforderungen, die ich momentan gedanklich bearbeite. Ich weiß noch nicht, wohin das führen wird, bin aber zuversichtlich, dass sich irgendwie eine Lösung finden wird.

 

"Feel free to be free" drückt aus, dass in erster Linie Grenzen und Hindernisse im eigenen Kopf zu überwinden sind. Wirst du dir dessen bewusst, dass tatsächlich immer vielleicht völlig ungeahnte Möglichkeiten existieren, als die, die man dir als einzig existent glauben machen will, als die, die allgemein verbreitet sind, erst dann kannst du beginnen, wirklich deine Träume und Möglichkeiten zu leben und nicht lediglich die Erwartungshaltung Dritter/der Gesellschaft.

Es liegt an dir selbst, deine Möglichkeiten zur inneren und äußeren Entfaltung zu erforschen, zu erkennen und zu leben. Mit dieser inneren Einstellung können die allermeisten Hindernisse überwunden und persönliche Wege beschritten werden.

"Fühl dich frei, frei zu sein" - eine Einladung, Programmierungen zu überwinden und voller Staunen und Entdeckergeist in den riesigen Pool deiner Möglichkeiten einzutauchen.

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Kommentare: 3
  • #1

    Anna (Sonntag, 01 November 2015 19:31)

    was mich brennend interessiert: Was sagen die Kinder, was ihnen das Experiment bisher gebracht hat an Erkenntnis, Erfahrung? Was haben sie gelernt (ich meine damit kein Schulwissen...) ? Wo ist der Unterschied in "freilernen"und einfach "interessante lange Ferien machen"? Wer Euch aus der Ferne begleitet, wie ich, kann diese Aspekte nicht erahnen, wenn die jungen Leute nix dazu schreiben... also, vielleicht geben meine Fragen ja einen kleinen Anstoß...

  • #2

    Anja #feelfreetobefree (Montag, 02 November 2015 07:54)

    Hallo Anna, interessante Frage (wenn auch etwas früh - wir tappen ja erst noch so mit ersten kleinen Schrittchen ins Freilernen), bei der man aufpassen muss, nicht in Rechtfertigungszwang zu geraten - "interessante lange Ferien" klingt so, als dürften die nur vorübergehend sein (und in erster Linie war die Tour mal seeeehr anstrengend ;) ).
    Mia konstatierte während unseres Aufenthaltes auf Ramonette bei einer Reflexion mit Ulla ("Wenn ihr gefragt würdet: "Was habt Ihr eigentlich GEMACHT?") :
    "Wir haben GELEBT." Das fand ich ganz schön weise :)
    Ich werde Deine Frage an die Kids weitergeben und mal schauen, wie wir dann damit umgehen: Privater Austausch oder öffentlich. Zunächst mal aber müssen wir uns alle echt bekrabbeln, denn erst ganz allmählich fallen Streß und Anspannung der letzten Tage von uns ab, das verarbeitet wohl jeder anders. Alles muss sich setzen und dann kann man vielleicht auch in Worte fassen.
    Was ich als Begleiterin und Mama bisher auf jeden Fall feststellen kann, ist, dass es physisch wesentlich besser geht, Erscheinungen wie tägliche Kopf- und Bauchschmerzen, Übelkeit sind verschwunden (das ist mir schon einmal sehr viel wert). Alles Weitere, was ICH auflisten könnte, würde evtl. den Kids vorweg greifen, daher halte ich mich mal zurück ;)

  • #3

    Ute (Dienstag, 17 November 2015 09:05)

    Hallo Anja,
    wir sind begeistert von Eurer Seite. Vieles kommt uns natürlich bekannt vor, aber vieles ist auch ganz anders. Es ist sehr mutig und toll von Dir, mit 3 Kindern und 4 Hunden sowas durchzuziehen. Wir würden uns riesig freuen, Euch unterwegs mal zu treffen.
    Ganz liebe Grüße von
    den 3G - Ute, Zeenat und Alina