Begegnungen in Apulien 1 - Ramona und Vito und ihre Trulli Zingarelli

Bei Vito und Ramona, zum Glück hat Ramona geistesgegenwärtig ihre Kamera gezückt und mir jetzt die Fotos zur Verfügung gestellt. Leider ist sie deshalb selbst nicht mit drauf.

 

Wir waren diesmal mit einem Wohnmobilführer unterwegs, der viele freie Stellplätze auflistete. Wir haben nur einmal auf der Rückreise einen eingerichteten Stellplatz angefahren und für die Übernachtung bezahlt, ansonsten kommt man in der Nebensaison in Italien übernachtungstechnisch auch prima kostenlos durch, häufig sind (größere) Hunde ohnehin ein Problem auf italienischen Campingplätzen.

Insgesamt waren wir sehr angetan von der Infrastruktur für Wohnmobilisten, die Italiener scheinen, ähnlich wie die Franzosen, da sehr rege zu sein, fast in jeder Ortschaft stehen ältere, öffentliche Brunnensäulen, an denen auch Einheimische ihre Wasserkanister füllen und Entsorgungsplätze gibt es ebenfalls, wenn man Autobahn fährt, sogar sehr bequem an vielen Raststätten. Anders als in Frankreich gab es durchaus auch Mobile der selben Alterskategorie wie unser Möhrchen und noch klappriger. Sehr zur Betrübnis von Jakob scheint es in Italien allerdings nicht so üblich zu sein, den Wohnmobilistengruß zu zeigen, der uns in Frankreich immer besonders erfreut hat, wenn nicht nur cool eine Hand vom Lenkrad erhoben wurde, sondern von der Beifahrerseite  aus heftig gewunken wurde, damals durch eine strahlende, graulockige Dame, was die Kinder sofort übernahmen, weil es einfach eine so gute Laune macht :) .

In Frankreich haben wir für Übernachtungen häufig den tollen FrancePassion-Führer benutzt, eine Art kostenlose Übernachtung auf dem Bauernhof, so dass wir immer wieder Gelegenheit zu einem Pläuschchen hatten, weil man sich bei seinen Gastgebern ja vorstellt (und ehrlich - ich hätte im Vorfeld nicht gedacht, dass mir Kontakte dieser Art so zusagen könnten, bin ich doch eher ziemlich schwerfällig im SmallTalken, aber in Frankreich hatte sich das zu einer Art Highlight entwickelt, zu schauen, wen man denn da so treffen würde). Da wir in Italien aber viele Strände anfahren wollten, weil das Meer in Frankreich bei uns wegen Planungsänderungen viel zu kurz gekommen war, hatte ich auf das italienische Pendant verzichtet, was man sofort merkte, weil wir eher wenig in Kontakt kamen. Ausserdem merkte ich recht schnell, dass ich mit meinen drei Brocken duolingo-Italienisch nicht weit kam, das war ein seltsames und irgendwie beklemmendes Gefühl für mich, die Menschen und Hinweisschilder nicht zu verstehen. In Norditalien kam ich noch häufiger mit Englisch durch, in Süditalien konnte ich das flächendeckend vergessen.

 

So waren Mia, Jakob und ich größtenteils unsere eigenen bzw. gegenseitigen Gesprächspartner, was einen Besuch bei Ramona und Vito auf ihrem wunderschönen Grundstück zwischen Putignano und Turi inmitten von Oliven- und Kirschhainen zu einem unserer Highlights auf dieser Reise machte. Ich hatte Ramona im Vorfeld kontaktiert, weil wir ja überlegten, ein Häuschen in Apulien zu mieten, und sie Tierschutz betreibt, was mich natürlich besonders interessierte. Zwar war uns unterwegs schnell klar geworden, dass es uns nicht für länger nach Süditalien ziehen würde, kein einfacher gedanklicher Prozess nach den großen Erwartungen, mit denen wir losgefahren waren, dennoch freuten wir uns sehr auf dieses Treffen. Die beiden sind vor drei Jahren von Deutschland nach Apulien gezogen, Vito stammt aus der Gegend. Auf ihrem Grundstück steht eine kleine Ansammlung von Trulli, das sind für die Gegend typische, aus Steinen geschichtenen Rundbauten der Landbevölkerung, die Basis weiß gekalkt, die spitzen Dächer aus Naturstein, sie werden in vielen Reiseführern auch liebevoll "Zipfelmützenhäuser" genannt und sind für uns total malerisch anzuschauen. Ramona und Vito bieten ihre wunderhübsch hergerichteten Trulli als Ferienhäuschen an, und wir können uns vorstellen, dass sie im Sommer eine echt heimelige Unterkunft sind. Die Mauern sind dick, die Raumdecken gewölbeartig, so dass eine angenehme Kühle darin herrscht. Die beiden haben ausserdem ein Beduinenzelt auf einer eigens angelegten Terrasse etwas unterhalb der Trulli, in dem man ebenfalls seinen Urlaub dort in malerischer Umgebung verbringen kann. Glamping nennen sie das - und so sieht das auch aus :) . Einfach toll! Es fehlt an nichts, Hunde sind willkommen und Ramona und Vito sind wunderbare Gastgeber und können Euch viel erzählen über Land und Leute und auf Anfrage auch zeigen. Leider haben wir vor lauter Quatschen vergessen, Fotos zu machen, aber schaut Euch doch einfach ihre wunderschöne homepage an, die viele tolle Fotos und interessante Informationen enthält. Und - wer weiß - vielleicht verschlägt es ja den ein oder anderen im Urlaub mal nach Apulien in die Trulli Zingarelli. Auch auf Facebook könnt ihr die Trulli Zingarelli finden und zwar hier. Schaut rein, es lohnt sich wirklich!

Vito hat den Kindern ganz viel über die Nutzpflanzen erzählt, die auf dem Grundstück wachsen. Zum ersten Mal haben sie unreife Mandeln am Baum gesehen und ausprobiert, dass man eingelegte Lupinensamen (die sie nur aus veganem Proteinpulver kannten bislang) wie Oliven essen kann, erfahren, dass die Gegend dort berühmt ist für ihre Kirschen, besonders die Ferrovia aus Turi, den wunderbaren Biomozzarella vom Hof nebenan gekostet, der so gar nichts gemein hat mit Lidl-Mozzarella... Vito hat für uns ein regionales Gericht gekocht "Orecchiette alle cime di rapa", Pasta mit einem grünen Blattgemüse, das ein wenig wie eine Mischung aus Brokkoli und Spinat schmeckt (hmmmmmm, lecker - und die dicken Knoblauchzehen, die ins heisse Öl gegeben wurden, göttlich!), als Nachtisch durften wir hauseigene Kirschen und den selbstgemachten schwarzen Feigensirup an Vanilleeis kosten und haben dessen aufwändigen Herstellungsprozeß erklärt bekommen.

 

Woah, DANKE Ihr beiden, der Tag bei Euch war wunderschön!

 

Vito, Herr der Riesenpfanne - hui, man kann's sehen: Ich freu' mich schon :)

 

Natürlich war für die Kinder der allererste Anziehungspunkt die ganze Hundebande von Ramona und Vito. Nachdem sie uns zur Begrüßung am Tor darauf aufmerksam gemacht hatten, dass Jack, ein junger, sehr hübscher großer Rüde schon mal gerne in Hinterteile kneift, konnte man uns zunächst in lustiger Haltung (Hintern an Mauer) seitlich im Krabbengang die Einfahrt hinunterspazieren sehen. Später klärten sie uns dann grinsend auf, dass ein Hund sowas halt schon mal macht, wenn ein Tierarzt unautorisiert und unbegleitet einfach das Grundstück betritt. Jakob hat besonders den großen verschmusten Maremmano "Zingo" und den kleinen clownigen Volpino "Macchia" (der in seinem Wesen echt stark an unseren kleinen Kokoni Marbo erinnert) sofort ins Herz geschlossen und immer einen der beiden um sich herum bzw. an sich dran gehabt, was bei ihm auch sofort das Eis beim Erstkontakt mit unbekannten Menschen gebrochen hat - da sieht man mal wieder, was unsere tollen Vierbeiner alles ausrichten können. Ramona hat uns dann mit in den unteren Bereich des Grundstücks genommen, wo es für die Tierschutzhunde ein paar sehr geräumige Gehege mit netten Holzhäuschen gibt. Wir haben einiges über die Geschichten der anwesenden Hunde erfahren, die Streuner haben es auch in Apulien so ganz und gar nicht leicht, und es sind so, so viele, die Hilfe benötigen. Ein paar Glückspilze haben es in das kleine Paradies bei Ramona und Vito geschafft und manche suchen von dort aus ein eigenes Zuhause. Mia war besonders begeistert von "Prima", Jacks Schwester, ein wahnsinnig liebenswertes, aufgeschlossenes und lebhaftes Hundemädchen von 11 Monaten. Die beiden Welpen "Melchior und Balthasar" kamen angewuselt und beglückten unsere Herzen, wie das eben bei Welpen so ist - kurzes Zusammenreissen nötig ;) . Kurz nach unserem Besuch  konnten sie mit Freunden von Ramona und Vito ausreisen und warten nun in Bayern auf ihr eigenes Zuhause. Hier auf Facebook könnt ihr Fotos von den Hundis sehen und mehr über den Tierschutz Apulien erfahren. Katzen gibt' hier auch, und Mia war besonders begeistert von Patty, einem jungen Kätzchen, das dort vor einiger Zeit zugelaufen ist und aber eigentlich auch ein Zuhause braucht. Patty ließ sich brav kuscheln und fotografieren und schaffte es zu Mias Bewunderung, gleichzeitig zu entspannen und die ein oder andere zu aufdringliche Hundenase durch gewaltiges Fauchen in ihre Schranken zu verweisen ;).

Die süße Patty sucht ein Zuhause

Zum Abschluß des Tages schauten wir uns noch ein altes Bauernhaus in der Nachbarschaft an, das wirklich preiswert zu vermieten war. Obwohl das für uns eigentlich ja schon nicht mehr in Frage kam und schon super Argumente hätte bringen müssen, um uns umzustimmen (aber ich hatte diese Option durchaus noch im Hinterkopf), war es hochinteressant, so einen alten süditalienischen Bauernhof samt ganz toller Massivsteinböden, Käsereiabtropfbrett im Hof und einer attraktiven kleinen Dachterrasse mal zu sehen. Das Grundstück war wirklich toll , groß, von Natursteinmauern eingefasst - für die Hunde hätte mich das mega gefreut, doch das Haus an sich war für uns mit nur einem (dunklen) Küchenraum unten und drei Zimmern oben, davon zwei Durchgangszimmer, was bei Teenies, die definitiv schon mal eine Tür hinter sich zumachen wollen und müssen, etwas unpraktisch. Dazu die Schwierigkeit mit Internet in der Gegend, da das mangels Telefonleitungen über Festnetz dort nicht als größere Flatrate zu bekommen ist, die große Entfernung von zuhause... Nein, unsere Entscheidung blieb bestehen.

 

Trotzdem ein wunderschöner, bereichernder Tag - nochmals vielen lieben Dank dafür, Ramona und Vito!

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