Das Beste an schulfrei ist ... genügend Zeit zum Lernen

 

Mein bewusst etwas provokant gewählter Titel bildet natürlich nur einen Ausschnitt ab. Ebenso wie das Bild des Bücherstapels. - Denn "Schulfrei" hat so viele Vorteile mehr als nur genügend Zeit zum Lernen :) .

Zum Beispiel kann man selbstbestimmt Lerninhalte finden, die für einen in genau dem Augenblick wichtig sind und muss sich keine fremdbestimmten, maximal marginal erscheinenden Inhalte in den Kopf zwingen, muss nicht den ganzen Tag in einem  geschlossenen Gebäude mit minimaler Sauerstoffzufuhr herumsitzen, ist nicht zwangsweise in den wenigen Pausen einer enormen Geräuschkulisse ausgesetzt, kann nach dem eigenen Biorhythmus leben und muss nicht dann Ferien machen, wenn alle fahren.

 

In meiner eigenen Kindheit gab es glücklicherweise noch keine Ganztagsschulen, so dass, wenn man als Schüler den Vormittag/ Mittag abgeritten hatte (oder verschlafen, je nachdem), man wenigstens wusste - den Rest des Tages habe ich zur Verfügung. Als ich meinen ältesten Sohn an der weiterführenden Schule anmelden musste, war es schon nicht mehr möglich, eine Schule auszuwählen, die  keinen verpflichtenden Ganztag "anbietet". Das Modell existierte einfach nicht mehr. So dass ein Schultag für die Kids inkl. Busfahrt von 6.35 bis 16.50 dauerte - ein regelrechter Abeitnehmer-Tag also. Nicht akzeptabel, wie ich finde. Und das Energieniveau der Kinder sprach dieselbe Sprache - alle schulexternen Hobbies wurden quittiert, weil am Abend oder Wochenende einfach keine Kraft mehr übrig war. Insofern ist der "Zeit-Faktor" aus dem Titel durchaus ernstgemeint.

 

Lernen an sich - ganz im Ernst? - Ich selbst habe nie wieder in meinem Leben so schwergängig und widerstrebend "gelernt" wie in der Schule. Heute sieht es dadurch so aus, dass extrem viel vom Schulstoff irgendwie verschwunden ist aus meinem internen Speicher, einfach weg, wie ausradiert. Inhalte hingegen, mit denen ich mich nach der Schulzeit beschäftigte, weil sie mich interessierten oder ich sie schlichtweg für ein bestimmtes Ziel benötigte, sind noch wesentlich präsenter. Ein paar Grundkenntnisse in Fremdsprachen sind mir aus der Schulzeit geblieben, aber ich weiß, dass die jahrelange Büffelei von Vokabeln und Grammatik hinter Pulten und im Sprachlabor in der Weise nicht unbedingt nötig gewesen wären. Ich hätte mich auch eine Zeit lang in einem anderen Land aufhalten können (das ist sicherlich die effektivste Methode) oder schlicht auch fremdsprachliche Filme, Videos, Musik konsumieren können. - Mein ältester Sohn, der sich online viele Vorträge auf Englisch angehört hat (ohne nach der 10. Klasse enorme Englischkenntnisse zu besitzen), steckt mich bzgl. Sprachverständnis aber locker in die Tasche (und ich habe mich vor fast 30 Jahren durch einen Englisch-Leistungskurs manövriert und mit dem Füller Shakespeare seziert, der arme Mann!).

 

Ganz besonders froh bin ich persönlich, dass mir trotz der Schule meine Liebe zum Lesen (und Schreiben) nicht abhande gekommen ist!

Mir erschließt sich nicht wirklich, nach welchen Kriterien z. B. Oberstufenlektüre im Fach Deutsch ausgewählt wird, aber "Effi Briest", "Die Deutschstunde" & Co mit der dem Unterricht stets eigenen Auseinandernehmerei, Interpretiererei und Bestimmung von Stilmitteln haben es kein einziges Mal  geschafft, dass ich ganz in so eine Lektüre einsinken, den Autoren spüren und das Gelesene mit meiner eigenen Welt verknüpfen konnte. Ich war immer sowas von froh, wenn ich die Pflichtlektüre aus der Hand legen und mich "meinen Büchern" zuwenden konnte :) .

 

Übrigens - der Bücherstapel auf dem Foto (deutsch- und englischsprachig) ist authentisch aus Jankos Zimmer und ungefähr den letzten 2,5 Jahren. Aber längst nicht vollständig. Eine zwölfbändige heiß geliebte Fantasyreihe passte einfach nicht mehr aufs Bild (ich glaube, die wäre über einen Meter hoch) und die unzähligen Stunden in englischsprachigen Fantasyforen (lesen und verfassen) kann man halt auch nicht ablichten. Manche Bücher auf dem Foto wurden vielleicht nur angelesen, bevor Janko dann beschloss , dass es gerade doch nicht so passt, manche wurden dafür auch mehrere Male vertiefend gelesen (Tolkien hoch und runter zum Beispiel :) ). Und statt Themen wie Goethe, Grass und Lenz ist die freie Auswahl wohl deutlich mehr auf die aktuelle Lebenssituation und die eigenen Interessen bezogen. Was ja nicht heißen muss, dass man noch nie etwas von den Klassikern gehört hat, aber sie sind heute einfach nicht so maßgeblich für das eigene Leben und falls sie es doch einmal werden sollten, so ist ja immer noch Zeit, sie dann, im passenden persönlichen Rahmen zu lesen und sich dann sicherlich viel mehr annähern zu können als beim vorgegebenen Lesen.

 

Im Bereich der Musik ist es uns so gegangen - die Jungs hören alles mögliche an Musik: Pop, irisch Folk, K-Pop, Rap, BattleRap u. v. m.. Irgendwo hatten sie aber wohl mal Namen klassischer Komponisten aufgeschnappt und so hörte man eine Zeitlang aus den Zimmern Wagner, Mozart, Vivaldi, Bach und Chopin (manchmal noch untermalt mit ein paar historischen Fakten zu den einzelnen Komponisten). So kommen die interessanten Dinge manchmal ganz allein und zum richtigen Zeitpunkt auf einen zu.

 

Wen's interessiert - hier eine Leseliste (unsortiert und keine vollständige Auflistung):

J. Seymour: Vom Leben auf dem Lande

H. J. Stammel: Die Apotheke Manitous

M. Lauren: Fit ohne Geräte, Trainieren mit dem eigenen Körpergewicht

J. Itzler: Living with a Seal

W. Hof/K. d. Jong: Die Kraft der Kälte

M. Konnikova: D1E KUN5T DES LGOI5CHEN DNKENS

T. Ferris: Die 4-Stunden-Woche

J. Willink/L. Babin: Extreme Ownership - How U. S. Navy Seals lead and win

A. + M. Jordan: Hypnose - Seele trifft Verstand

P. Coelho: Der Alchimist / Der Schutzengel

B. + T. Oettinger: Ki - Lebenskraft durch Bewegung

M. McClean: bear hunt - earn your living by doing what you love

W. D. Storl: Schamanentum - Die Wurzeln unserer Spiritualität / Die alte Göttin der Pflanzen / Der Selbstversorger

J. Strelecky: The Big Five fo Life / Das Café am Rande der Welt / Safari des Lebens

Richard Bach: Die Möwe Jonathan

A. Winter: Artgerechte Partnerhaltung / Zielen - loslassen - erreichen!

B. Seebauer: Sprich mit deinen Tieren - Einführung in die Tierkommunikation

B. Sher: Du musst Dich nicht entscheiden, wenn Du tausend Träume hast

L. Fuks: Eine Familie zieht in die Wildnis

B. Carey: How we learn

R. D. Precht: Tiere denken

A. Aumann/F. d. Leonardis: Solodrills im Kampfsport

K. E. Pfeiffer: Nervendruck- und Schlagtechniken

K. Sackmann: Waldläufer-Tricks

R. Nehberg: Survival - Abenteuer vor der Haustür

M. Bogner: Selbst denken, selbst versorgen, selbst machen

J. R. Tolkien: Nachricht aus Mittelerde / Der Hobbbit / Herr der Ringe 1-3 / Die Kinder Húrins / Das Simarrillion

B. Hoffmann: How to be strong, healthy and happy

 

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